Ultraravis

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ULTRARAVIS ist eine epische Geschichte darüber, wie aus einem Haus ein Zuhause wird, und darüber, wie man es erlebt, indem man im Hier und Jetzt lebt.

Für Thibault Pollet Villard, der aus La Clusaz, in der Region Auvergne-Rhône-Alpes im Südosten Frankreichs, stammt, ging es dabei mehr um den Weg als um das Ziel. Als er sein Heimatdorf am Samstag, den 15. August, morgens verließ, hatte er eine Geschichte zu erzählen. Die 110 Kilometer lange Strecke führte durch einige der schwierigsten und technisch anspruchsvollsten Geländeabschnitte mit insgesamt über 9.500 Höhenmetern entlang der Gebirgskämme, die diesen einzigartigen Talkessel umgeben.

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„Dies ist eine sehr logische Route, wenn man die Umgebung rund um das Dorf kennt. Dort trainiere ich im Sommer wie im Winter und es passt perfekt, diese Skyrunning-Geländeabschnitte in einem Projekt miteinander zu verbinden. Die Idee entstand aus einer Kombination aus jahrelangem Training, der herrlichen Landschaft und natürlich auch einigen Träumen – und jetzt wurde sie verwirklicht. Dieses außergewöhnliche Jahr mit dem Fehlen von Wettbewerben war nur der letzte Faktor, der dazu geführt hat, dieses Projekt konkret umzusetzen.“

Unterwegs erhielt Thibault ganz besondere Unterstützung von einer Gruppe von Freunden, die zusammenkamen, um ihm dabei zu helfen, seinen Traum wahr werden zu lassen.

„Anfangs war ich überrascht, zu sehen, dass sich so viele Menschen rund um dieses Projekt zusammenschließen: Einheimische, aber auch Sportler und andere, die einfach die Faszination dieser Herausforderung spürten. Ich war sehr gerührt und glücklich, im Mittelpunkt meines Dorfes zu stehen und so tolle Unterstützung bei meinem epischen Abenteuer zu erhalten.“

Die ausgewählte Strecke war nicht nur wunderschön mit unglaublichen Ausblicken, sondern das Gelände war auch extrem schwierig mit sich permanent ändernden Landschaften.

„Nachdem ich den Col des Aravis erreicht habe, genieße ich die Gesellschaft von Jan Marguerit Sole, einem bekannten internationalen Skyrunner. Wir laufen den Abschnitt Col des Aravis–Les Fontanettes gemeinsam und führen dabei nette Gespräche über unsere Liebe für die Berge. Wir beginnen am Fuße des beeindruckenden Combe à Marion, einem chaotischen Steinmassiv, das weiterführt in den Coillu à Bordel, dessen Name ein noch größeres Chaos verheißt! Dieser schmale Korridor liegt zwischen zwei schwindelerregenden Wänden. Stöcke kann man hier nicht so gut verwenden. Ich muss meine Hände und meine gesamte Agilität nutzen, um sicher voranzukommen, und ich muss auf meinen Partner hinter mir achten. Der nächste Teil mit dem scharfkantigen Kamm des Étale ist genauso intensiv. Selbst hier treffen wir Freunde, die gekommen sind, um uns zu motivieren. Wie schön es ist, mit ihnen abzuklatschen! Danach folgen wir einem langen, ästhetischen Bergrücken, der zum Fuße des Charvin führt. Das ist sozusagen „unser“ Matterhorn mit einer beeindruckenden Nordwand! Wir erreichen den Gipfel des Charvin auf dem Klettersteig entlang eines traumhaften Bergkamms.“

Das ist ein ganz besonderer Moment auf dieser Route...

„Dort sind Menschen, es ist zauberhaft: ein klarer Blick, der Mont Blanc, Freunde und lauter weitere wunderbare Empfindungen. Oben auf den Gipfeln kann man die gesamte Route sehen. Es ist ein sehr intensives Gefühl, zu erleben, wie man von einem Berg zum anderen gelangt – innerhalb von Stunden. Anschließend folgt der Abstieg nach Les Fontanettes.“

Die Anwesenheit seiner Freunde und die malerischen Berge seines Reviers haben es ihm leichter gemacht, die körperlichen Strapazen dieses langen Abenteuers und die Hitze zu ertragen.

„Meine Pacer klinken sich aus und Pierre stößt dazu, zusammen mit Delphine, Marine und Jans Freundin. Sie bringen noch einmal einen großen Energieschub. Die Sonne brennt und ich fühle mich, als hätte ich schon einen Sonnenstich. Ich trinke während der 25 Stunden, die der Lauf dauert, über 20 Liter Wasser. Der Streckenverlauf wird für einige Kilometer etwas einfacher, bevor der Anstieg auf den Sulens beginnt, und zwar über den Arête Sèche, zu Deutsch „trockener Berggrat“, der im Winter bekannter ist als im Sommer und seinem Namen alle Ehre macht! Die Sonne ist brütend heiß! Wir arbeiten uns vor bis zur Verpflegungsstation in La Bottière. Maxime übernimmt und wir achten noch mehr auf die Sonne. Wir bekommen noch einen Pacer dazu, Aurélien, dem es eine Freude ist, mich auf den Tournette zu führen. Wir erklimmen den Tournette über Praz Dzeures mit einigen Stopps an den Natur-Becken, um uns abzukühlen, aber die Temperatur bleibt ein Problem.“

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„Ich bleibe entschlossen und, als der Lac d'Annecy zu sehen ist, kann ich mich wieder auf mich selbst zurückbesinnen und mich auf die Schönheit der Landschaft fokussieren, die den Dolomiten ähnelt. Wir erreichen den Fauteuil über den Klettersteig. Anschließend machen wir Halt, um uns zu erfrischen, ehe es über einen ziemlichen rauen Pfad wieder bergab nach Rosairy geht. Es ist Zeit, den langen, steilen Korridor hinauf auf den Rocher de Belchamp in Angriff zu nehmen, den wir mithilfe der Karte überqueren, die wir auf meine Uhr geladen hatten. Das Gelände ist rau und wir verwenden Stahlseile für den letzten Teil des Abstiegs nach Thônes, wo uns Erfrischungen erwarten. Wir liegen etwas hinter dem Zeitplan zurück, was zweifellos an der sengenden Sonne und den sich ändernden Wettervorhersagen liegt.“

Das fühlt sich schwierig an

„Das technisch anspruchsvolle Terrain lässt nur wenige Atempausen zu und der Energieverlust durch die Hitze macht es nicht gerade einfacher, sich zu erholen. Die Erfrischungsstopps sind sehr lang, mit gelegentlichen Worten, Blicken und Gesten, die ich mit den Menschen austausche, die gekommen sind, um mich zu unterstützen. In jedem Abschnitt waren es bestimmt 20 bis 50. Wir machen uns zusammen mit Julien wieder auf den Weg. Unsere Befürchtungen bestätigen sich zwar, aber es besteht kein Grund zur Panik! Wir nehmen den Pfad, der zum Kamin am Fuße des Mont Lachat führt, und die Nacht bricht an mit einem traumhaften Sonnenuntergang über dem Aravis-Gebirge. Wir arbeiten uns voran durch steiniges Gelände, bis wir schließlich von Stirnlampen angeleuchtet werden! Glocken erklingen! Freunde von uns warten auf dem Gipfel, um uns willkommen zu heißen! Was für ein Moment! Es sind dieselben Freunde, die schon bei der Pierra Menta dabei waren!“

„Deshalb liebe ich die Berge: Man erklimmt sie und teilt sie. Wir setzen unseren Weg fort über einen langen Bergrücken auf den Suet – erneut mithilfe der Karte – bevor wir uns über einen steilen Pfad talwärts nach Saint Jean de Sixt bewegen. Dort treffen wir Florian, meinen nächsten Pacer. Anschließend geht es zum Erfrischungsstopp in Le Grand Bornand. Es ist ein Uhr morgens. Da wir uns Sorgen wegen der zusätzlich verbrauchten Energie durch die starke Sonneneinstrahlung machen, überlegen wir bereits, einige Teile der Strecke zu ändern. Mein Trainer sagt mir, dass er Videos analysiert hat, die von den Pacern gemacht wurden. Darauf sieht man, wie meine Kondition in der Sonne dahinschmilzt, wie ich zittere und was für eine enorme Anstrengung das Ganze ist. Er schlägt vor, über alternative Routen nachzudenken. Maxime verbindet meine Knöchel, um sicherzugehen, dass ich einen sicheren Halt habe. Wir machen uns wieder auf den Weg in die Stille der Dunkelheit. La Culaz werden wir mitten in der Nacht passieren. In der Nähe eines Refugiums in Grand-Bornandins werden wir von einer Gruppe Wanderer mit Applaus begrüßt! Ein weiterer unvergesslicher Moment! Flo und ich laufen allein weiter in die Nacht hinein. Wir kommen am Lac de Lessy vorbei, ehe wir den Col du Rasoir erreichen. Ich entscheide mich, direkt den Col de la Colombière hinunterzulaufen, um nicht den Rest der Strecke aufs Spiel zu setzen.“

„Als ich den Van erreiche, führen die Kombination aus der Wettervorhersage, die ein Gewitter um 3 Uhr prognostiziert, und meinem körperlichen Zustand leider dazu, dass die Pläne, den Lauf über die ursprüngliche Route abzuschließen, bereits gefährdet sind. Um ganz sicher bis Anbruch der Dunkelheit anzukommen, bräuchte ich eine gute Stunde Schlaf und bessere Wetterbedingungen. Ich setze mich ein paar Minuten hin und höre dann aufmerksam Delphine, meiner Freundin, und Adrien zu.“

„Glücklicherweise ist mein Supportteam so vernünftig, sich für eine alternative Route entlang der Balkonpfade, die zum Col des Annes führen, zu entscheiden. Hier werden wir mit einem Lächeln begrüßt, weil wir noch nicht so früh erwartet wurden. Pierre ist dazugestoßen, um Florian als Pacer zu unterstützen, und wir machen auf diesen einfacheren Abschnitten Zeit gut. Wir wählen einen anderen Balkonfpad entlang der Aravis-Gebirgskette und schließen somit den Kreis. Ich erreiche La Clusaz in der entspannten Begleitung von Freunden.“

Was für eine Freude es ist, gemeinsam zu laufen, gemeinsam zu lachen. Wir treffen Menschen, die uns aufmuntern.

„Auf den letzten Kilometern haben wir noch eine kleine Herausforderung vor uns und nähern uns einer Zeit von vier Minuten pro Kilometer. Als wir in La Clusaz ankommen, hören wir Arnaud über das Mikrofon. Auf dem Platz haben sich Menschen versammelt, um uns willkommen zu heißen und uns zu gratulieren. Ein intensiver und bewegender Moment, der geholfen hat, den Kreis zu schließen. Ich habe meinen Followern, meinem Logistikteam, meiner Familie und meinen Freunden sehr viel zu verdanken – ohne sie wäre dies alles nicht möglich gewesen.“

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