Explore local, protect global
EIN PROJEKT,
UM DIE WUNDERBARE NATUR
ENDLICH NACHHALTIG ZU ENTDECKEN -
NUR EIN PAAR SCHRITTE
VON UNS ENTFERNT.
Die unfreiwillige Isolation, die uns durch die Pandemie auferlegt wurde, hat das Reisen eine Zeit lang unmöglich gemacht. Und sie hat unsere Sehnsucht nach einer Rückkehr ins Freie, in die Natur und in die Berge wachsen lassen. Da wir jetzt langsam zur Normalität zurückfinden und das Reisen zwischen verschiedenen Regionen und Ländern wieder möglich wird, finden wir, dass „Explore Local, Protect Global“ die Botschaft ist, die wir vermitteln wollen. Also zurück zur Natur zu finden und die Schönheit der Orte neu zu entdecken, die gar nicht so weit von zu Hause entfernt liegen. In Einklang mit der Natur zu kommen und das, was wir haben, wieder schätzen zu lernen, ohne dass wir dafür weit reisen müssen. Eine neue Qualität des Reisens zu entdecken, die auf Respekt vor der Natur beruht und den Schutz von Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt stellt.
WIR HABEN BESCHLOSSEN, UNSER PROJEKT IN DEN SIBILLINISCHEN BERGEN ZU STARTEN, EINEM GEBIRGSZUG ZWISCHEN DEN REGIONEN MARKEN UND UMBRIEN - EINE GEGEND VOLLER MAGIE UND LEGENDEN IM HERZEN VON MITTELITALIEN.
Der Ausgangspunkt für unser Abenteuer ist einer der beeindruckendsten Orte des umbrisch-markesischen Apennins: die Forca di Presta auf einer Höhe von 1.550 m.
Wir beschließen, hier die Nacht zu verbringen, um den traumhaften Sonnenuntergang mit seinem beeindruckenden Lichtspiel in der Dämmerung zu bewundern, das die Hochebene von Castelluccio in ein einzigartiges Licht taucht, und um den Ausblick auf den gesamten Gebirgszug der Sibillinischen Berge zu genießen. So können wir auch am nächsten Morgen früh aufbrechen, wenn die Sonne im Osten über der Adria aufgeht. Da dieses Gebiet im Nationalpark der Monti Sibillini liegt, ist es aus Gründen des Landschafts- und Tierschutzes nur möglich, an bestimmten, eigens ausgewiesenen Plätzen zu zelten. Wir finden schnell einen guten Platz für das Zelt und verbringen eine Nacht inmitten einer atemberaubenden Landschaft.
Wir erreichen den Kamm, die Sella delle Ciaule, und steigen dann hinunter zum Lago di Pilato, der für die Menschen hier lange ein Ort der Magier und Geisterbeschwörer war. Einer alten Überlieferung zufolge soll der Ochsenkarren, der den Leichnam des Pontius Pilatus transportierte, hier in den See gefallen sein. Aufgrund dieser Legende wurde der See im Mittelalter zu einem verfluchten Ort, und die Kirche verbot, ihn zu besuchen, um seine dämonischen Kräfte zu bändigen. Heute ist der Gletschersee am Fuße des Monte Vettore die Heimat des seltenen Urzeitkrebses Chirocephalus marchesonii. Das kleine rote Schalentier kommt nur in diesem See vor und ist aufgrund der starken Trockenheit in den letzten Jahren leider vom Aussterben bedroht. Es macht traurig zu sehen, dass der See fast ausgetrocknet ist und nur noch aus zwei kleinen Teichen besteht. Da er in seiner Form an eine übergroße Brille erinnert, wird er auch „Lago con gli occhiali“ genannt. Hier kann man sehr deutlich sehen, wie sich der Klimawandel auf einige der schönsten, aber auch sensibelsten Gegenden auf unserem Planeten auswirkt.
Wir verlassen das trockene und zerklüftete Valle del Lago, und während wir in Richtung Monte Priora und Pizzo Berro wandern, geht die Landschaft aus Fels und Geröll in steile, grüne und blumenbewachsene Hänge über. Die nach Nordosten verlaufenden Täler unter uns sind grün und zeichnen sich durch üppige Vegetation aus.
Nirgendwo sonst ist der Kontrast zwischen den rauen und felsigen Höhenzügen, auf denen der Wind nie stillzustehen scheint, und den üppigen Tälern mit ihren Pflanzen, Blumen und fließenden Gewässern größer als in der Infernaccio-Schlucht, die sich zwischen schroffem Fels vom Passo Cattivo bis zum Monte Fortino schlängelt. Durch die Schlucht fließt die Tenna, ein Fluss, der sich an manchen Stellen ungestüm als reißender Strom zwischen Wasserfällen präsentiert und an anderen Stellen sanft und fast lautlos fließt.
Die Vegetation ist hier unglaublich grün, mächtige Buchenwälder beeindrucken mit ihrem aufrechten Wuchs und ihrer Symmetrie, und das weiche Moos auf den Baumstämmen sieht aus wie gemalt. Hier ist die Welt so wie sie sein sollte, voller Harmonie. Obwohl einer der vielen Erdrutsche nach dem Erdbeben 2016 den Flusslauf blockiert und so einen kleinen See hat entstehen lassen, vermittelt die Infernaccio-Schlucht weiterhin ein Gefühl von Frieden, Ruhe und inniger Verbindung mit der Natur. Sie ist ein magischer Ort.
Steile Aufstiege sind nach so vielen Kilometern (und zurückgelegten Höhenmetern) immer anstrengend - trotzdem wollen wir noch den nördlichsten Punkt unserer Tour erreichen, bevor wir den Rückweg antreten. Der Pizzo Berro mit seiner markanten Spitze aus scharfen Felsklingen ist der letzte Gipfel, den wir erklimmen.
Von hier aus hat man einen phantastischen Blick auf den Monte Bove, auf dem man Gämsen erkennen kann, das Val di Panico und den Monte Priora. Beim Blick zurück nach Süden sehen wir die gesamte Strecke, die wir in den letzten Tagen zurückgelegt haben. Unter uns liegt die Infernaccio-Schlucht und darüber der Monte Sibilla, der Gipfel, der dem Höhenzug seinen Namen gegeben hat.
EINE SAGE ERZÄHLT, DASS ES AUF DEM GIPFEL DEN EINGANG ZU EINER FEENGROTTE GIBT.
Es heißt, dass dort oben eine Seherin, eine Sibylle, zusammen mit Feen in einer Grotte lebte. Diese Feen seien in der Nacht von dem entlegenen Gipfel in die Täler hinabgestiegen, um die jungen Hirten zu treffen und junge Frauen in der Kunst des Wollespinnens zu unterweisen.
Der Sage nach würde ein Mensch, wenn er den Feen begegnete, unsterblich werden, die Welt der normalen Lebewesen verlassen und künftig als Geschöpf der Nacht im verzauberten Reich der Sibylle leben müssen.
Beim Abstieg in Richtung Monte Rotondo streichelt der Wind das Gras und das intensive Licht der untergehenden Sonne lässt die Landschaft noch schöner aussehen. Nach mehr als 40 Kilometern Fußmarsch erreichen wir glücklich und zufrieden die Fargno-Hütte, holen unsere E-Bikes ab, schalten die Frontleuchten ein und fahren zurück nach Castelluccio.
DIE BERÜHMTE HOCHEBENE VON CASTELLUCCIO IST IM JUNI EIN BLÜTENMEER.
Der Rückweg durch die Piano Grande (große Ebene) von Castelluccio ist, als ob man sich in einem Gemälde mit unzähligen Farbtönen bewegen würde. Bunte Blumenstreifen in den unterschiedlichsten Farben reihen sich aneinander wie große, doch filigrane Pinselstriche auf der Erdoberfläche. Es ist einfach überwältigend.
FRÜHNEBEL IN DEN SIBILLINISCHEN BERGEN.
Als wir morgens aufwachen und aus dem Zelt blicken, ragen die Gipfel der Sibillinischen Berge aus dem weißen Nebel über der Ebene und sehen aus wie Inseln in einem Meer aus Nebel. Die Szenerie hat etwas Majestätisches und ist geheimnisvoll und magisch zugleich. Es scheint, als ob der Nebel, der auf den tiefer gelegenen Hängen der Berge liegt, diese umschmeichelt.