Vor und hinter der Linse
ZurückDie Fotografie hat etwas Besonderes: Die Fähigkeit, diesen einen Moment festzuhalten, der von einem Augenblick zum nächsten verschwindet.
Einige Momente – sehr wenige – bleiben uns in Erinnerung. Es sind normalerweise die Momente, die sich vom Gewöhnlichen abgrenzen, Momente, die aus einem bestimmten Grund herausstechen. Die meisten werden vergessen – so funktioniert unser Gehirn nun mal. Stellen Sie sich vor, unser Gehirn würde sich an alles erinnern, was wir je gesehen, gegessen, gerochen, gefühlt, gemocht, nicht gemocht und erlebt haben.
Ich weiß, das wäre toll, aber so ist es einfach nicht.
Mir gefällt der Gedanke, mit meiner Fotografie genau diesen einen Moment festzuhalten und ihn in eine Erinnerung zu verwandeln. Erinnerungen zu schaffen. Aber gehen wir einen Schritt zurück. Ich war nicht immer Fotograf. In bin in die Fotografie praktisch hineingerutscht. Ich bin in erster Linie Sportler und verbringe viel Zeit vor der Linse … ich werde von Fotografen fotografiert.
Vor der Linse
In den letzten Jahren hatte ich immer mehr Gelegenheiten, bei Fotoshootings vor der Linse zu stehen. Ich habe mit vielen verschiedenen Fotografen aus der ganzen Welt zusammengearbeitet, die mir einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht haben. Ich war sehr neugierig und lernte Einiges über Einstellungen, Objektive, Licht, Winkel, die Nutzung der Umgebung und entwickelte ein eigenes fotografisches Auge.
Manchmal, um genau zu sein oft, sehe ich die Aufnahme anders als der Fotograf hinter der Linse, aber gleichzeitig sprechen wir über dasselbe: das Wissen teilen, lernen und einander verstehen. Ich wette, Sie können 3 gute Fotografen in einen 5 Quadratmeter großen Raum stellen und Sie werden 3 verschiedene Bilder bekommen.
Die Welt vor und hinter der Linse zu kennen, hilft ungemein dabei, gemeinsam großartige Bilder zu erstellen. Es geht im Grunde darum, den Anweisungen zu folgen, sich das endgültige Bild vorzustellen und es richtig umzusetzen, damit das Foto so wird, wie wir es haben wollen. Letztendlich ist es Teamarbeit und eine mehrfache Zusammenarbeit macht die Arbeit sicherlich einfacher, besser und angenehmer. An manchen Tagen macht ein Shooting von Skifotos grossen Spass. Es macht Spaß, wenn alles stimmt: guter Schnee, gutes Licht, ein Tag in den Bergen mit netten Leuten und am Ende nimmt man tolle Bilder mit nach Hause.
Und an anderen Tagen ist es ziemlich hart. Dies sind die Tage, an denen die Bedingungen nicht optimal sind und man es trotzdem irgendwie zum Laufen bringen muss. „Gold aus Mist zaubern“-Tage oder die „Durch Schein zum Sein“-Tage, wie wir sie nennen.
Aber so oder so – wir müssen dafür sorgen, dass sich der Aufwand auszahlt.
Hinter der Linse
Nach einiger Zeit kaufte ich mir meine erste Kamera. Damals reiste ich viel alleine, verbrachte die meisten Sommer damit, herum zu wandern, in meinem Van zu leben und alles zu erkunden, was mir über den Weg lief. Es gab nie einen Plan, eine Route oder ein Ziel. Ich wollte einfach nur “sein“. Ich wollte tun, was sich gut anfühlte – also tat ich genau das.
Die Fotografie kam mir gelegen, weil es nicht immer einfach ist, so viel Zeit allein zu verbringen. Man kann sich einsam fühlen. Man hat viel Zeit, nachzudenken und sich unangenehme Fragen zu stellen. Oder man stellt sich selbst in Frage.
Das Schwierigste für mich waren jedoch nicht diese harten Zeiten, sondern die schönen Momente, die Momente, die einem den Atem rauben. Es war schwer, diese Momente nicht teilen zu können, weil man alleine reist!
Mit Hilfe der Fotografie konnte ich festhalten, was ich gesehen hatte. Diese besonderen Momente sind nicht einfach verschwunden, sie bleiben und werden immer da sein.
Ich mag es, Dinge aus anderen Blickwinkeln zu zeigen. Ich fotografiere gerne Bilder, die nicht so offensichtlich sind und vielleicht etwas Denken erfordern, um herauszufinden, was ich zeigen möchte.
Ich mache es für die Kunst, für die Kreativität.
Ich kann mich leicht darin verlieren, den richtigen Winkel, die richtige Perspektive und das richtige Licht zu finden. Ich kann Stunden damit verbringen, ein Motiv zu fotografieren. Ich kann auch leicht 100 Fotos von genau der gleichen Szene machen und dann fällt es mir schwer zu entscheiden, welche der 100 (gleichen) Aufnahmen ich behalten werde (haha)!
Ich habe keine Ahnung, wohin mich die Fotografie führen wird, aber ich weiß, dass ich alles an ihr liebe. Man bekommt soviel zurück. Ich liebe es, das unmittelbare Ergebnis zu sehen, nachdem ich mich den ganzen Tag angestrengt und auf etwas hingearbeitet habe, von dem ich hoffe, dass es am Ende großartig wird. Am Ende wird man immer belohnt. Es ist ein Handwerk. Es ist dein eigenes.
Es ist deine Kreativität und Vorstellungskraft. Und trägt deine Signatur. Es ist deine Kunst.